Zwischen hastigem Schuhgetrappel und hektischen Bahnhofsgeräuschen hört man seine Stimme, wie er die zusammengesackte Person neben sich immer wieder auffordert, sich nicht hinzulegen. Er ruft ihren Namen und es klingt resigniert und besorgt gleichzeitig. Ich warte auf dem Treppenabsatz, schaue, ob irgend jemand anderes noch bei den beiden stehen bleiben würde. Ich kann nicht weiter gehen. Ich dreh um, lauf auf die beiden Gestalten zu. Er sieht aus wie so viele, die in der Ubahn Zeitungen verkaufen. Und sie. Basecape, zwei Kapuzenshirts übereinander, Jeans. Sie sieht aus wie ich. Damals. Mein nachfragen ergibt, die beiden kennen sich flüchtig von der Platte. Sie ist stark alkoholisiert, atmet kaum und kann mit ihren Krücken nicht mehr weiter. Er wiederholt immer wieder: „Ich kann sie hier doch nicht liegen lassen. Sie braucht doch endlich Hilfe.“ Der RTW sei angerufen, aber komme einfach nicht. Ich rufe nochmal an und biete an, mit ihm zu warten. Weiterlesen
Archiv für den Monat Januar 2018
klebereis und mango
kein kochrezept, sondern gedanken über familienbande und abschied nehmen
ich schneide mango in streifen und rühre die kokoscreme in ihrem topf. die mikrowelle erweist sich als hervorragender dampfgarer für klebereis. wie die saftigen mangostücken fällt in kleinen brocken ein teil der anspannung der letzten tage endlich von mir ab. gedanken wandern von pauline-s avocadoartikel hin zur mango, der avocado aus dem obstregal, streifen kurz dieses bittersüße traurige brennen irgendwo im innen..mehr halten, aushalten geht nicht. der rücken ist in den generalstreik getreten in den letzten tagen, die orthopädin warnt, die tüte mit den paar einkäufen aus dem asiasupermarkt vorhin schien schon viel zu schwer. wie dann den rucksack im sommer beim wandern tragen oder den abschied, der nun angefangen hat oder die gedanken, die nirgends enden wollen oder den brief der halben schwester. von jener, mit der es keine gemeinsamen kindheitserinnerungen gibt. weswegen es doch leichter sein sollte mit dem kontakt. immerhin, blutsverwandt und unbelastet. aber das reicht nicht, auch im diesen letzten jahr hat es nur für einige digitale grüße gereicht, kein besuch, obwohl so nah. zumindest räumlich.
abschiede. ich mag keine abschiede mehr. das ende der cd erzeugt plötzliche stille.
inzwischen sitze ich am küchentisch, tippe, esse klebereis. die lautsprecher krächtzen im tackt von tom jones.
abschiede.
wieso setzen sich eigentlich immer die miesen gedanken irgendwo fest.
abschied. wovon eigentlich? der abschied von der therapeutin wird nun endgültig. aber da ist noch was ganz anderes. die mutter. ok. schreiben wir diesen gedankensprung mal den resten der gerade erst vergangenen tage zu.
aber die gedanken bleiben, der manchmal-blick ins internet, Weiterlesen
Transkript einer Anhörung
(Dieser Hinweis sollte eigentlich erst in ein paar Tagen erscheinen. Um auf das Transkript zu verweisen. Das schon online ist. Schon gelesen wurde. Auf das es schon Rückmeldungen gab.)
Ich habe mich entschlossen, das Transkript meiner Anhörung im Rahmen der Aufarbeitungskomission in einer nicht öffentlichen Befragung durch zwei Anwältinnen hier zu veröffentlichen. Warum ich mich entschlossen habe, vor der Aufarbeitungskomission auszusagen, kannst du hier lesen. Es wurden Fragen gestellt, die vielleicht auch andere haben und Antworten gegeben, die so sonst nirgens aufgeschrieben sind. Es ist ein Teil meiner Erfahrungen und es eine Geschichte unter vielen. Ich weis, nicht wer du bist und warum du dich dafür interessierst, das Transkript zu lesen. Falls du selbst Gewalterfahrungen hast, achte bitte beim lesen auf dich.
Hier kannst du das gesamte Transkript lesen: Transkript einer Anhörung