deine tochter sein

mitunter laufe ich an einem fenster oder einer ähnlich spiegelnden fläche vorbei_sehe dort eine silhuoette über die spiegelnde fläche gleiten. eher weibliche körperumrisse. irgendwas an der art sich zu bewegen scheint vertraut. die umrisse dennoch fremd.

heute sah ich_noch etwas anderes. etwas durchaus vertrautes. einen moment lang spiegelte sich dort meine mutter. manchmal sehe ich auch meine beine an oder meine handoberseite und sehe ähnliches. sehe die umrisse und formen und hautstruktur meiner mutter. heute bin ich kurz stehengeblieben, starrte das spiegelbild an und dich, die mir daraus entgegen sah. die tochter meiner mutter zu sein ist nichts, was sich abschütteln lässt. die tochter meiner mutter zu sein bedeutet, ihr fleisch und blut, mit ihr verwandt, ihr ähnlich. ich habe die beine meiner mutter. deswegen mag ich meine beine nicht. sie erinnern mich an so vieles. verbinden mich mit ihr. aber machen mich nicht gleich. das muss ich an dieser stelle schreiben. weil ich viel zu lang angst hatte, ihr gleich zu sein. weil ich viele innere und äußere auseinandersetzungen hatte bis ich stehen lassen konnte, das meine mutter und alle anderen bewußt gehandelt haben. das nichts von dem genetisch , vorherbestimmt oder unausweichlich gewesen ist.

ich sehe nochmal in die spiegelnde oberfläche_in deine augen. du bist in diesem moment ein spiegelbild das mir zeigt, das ich die tochter einer mutter bin, deren genetischen merkmale sich in diesem spiegelbild wiederfinden. ein spiegelbild, das mir ein gefühl aufzeigt in diesem moment: ablehnung. ich lehne mich ab. auch wenn ich weis, das es nicht richtig ist. ich das, was ich im spiegelbild wiederfinde, ablehnen sollte.

im weitergehen gleitet das spiegelbild davon und ich kehre zu mir zurück. die ablehnung verschwindet mit den umrissen im weitergehen. ich weis aber, sie ist noch irgendwo in mir drinn.

3 Kommentare zu “deine tochter sein

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